Montag, 7. März 2011

Immer wieder Thomas

Benozzo Gozzoli: Hl. Thomas von Aquin
Heute ist der Tag des Hl. Thomas von Aquin, meines ganz speziellen Heiligen. Er war der erste, der für mich eine Brücke geschlagen hat zwischen Glaube und Vernunft und gezeigt hat, dass beides eben keine unvereinbaren Gegensätze sind, sondern einander bedingen. Dass es einen blinden, unvernünftigen Glauben gibt, der die Vernunft auszuschalten versucht, und eine ebenso blinde Vernünftigkeit, die nicht (an)erkennt, dass das Tun der Vernunft, das logische Denken, letztendlich immer auf unbeweisbaren Grundannahmen basiert, weil es in jedem Gedankengebäude mindestens eine Prämisse gibt, zu der keine Schlussfolgerung hinführt, die also ein unvbeweisbares und unbelegbares Axiom, ein Postulat bleibt.

Thomas hatte bei aller Beschaulichkeit ein bewegtes Leben, wanderte durch fast ganz Europa. Er lehrte an mehreren Universitäten und schuf ein gewaltiges Œvre an philosophischer und theologischer Literatur, bestehend aus Kommentaren zu biblischen Texten ebenso wie zu Schriften des Aristoteles und anderer Philosophen und Kirchenväter, Lehrtexten und den beiden systematischen opera maiora betitelt Summa theologica und Summa contra gentiles. Aber die Kirche verdankt ihm auch einige der schönsten und tiefsten Hymnen und wohl auch die Liturgie zum Fronleichnamsfest, dessen Einführung und Verbreitung er wegen seiner eucharistischen Frömmigkeit vorantrieb. Man schrieb ihm Visionen zu, und wenige Monate vor seinem Tod soll ihn ein mystisches Erlebnis veranlasst haben, seine rege Autorentätigkeit vollkopmmen einzustellen.
Keine fünfzig Jahre nach seinem Tod wurde Thomas heiliggesprochen. Im Laufe der Jahrhunderte führte die Verwendung seiner Schriften in der Klerikerausbildung dazu, dass er zum bedeutendsten Kirchenlehrer für die katholische Kirche wurde, dessen Denken auch heute noch wirkt.

Ich habe ihm in meinem aktuellen Roman ebenfalls ein kleines Denkmal zu setzen versucht. Der Grund ist einfach: Landauf landab herrscht ein völlig unbewiesenes Postulat vor, dass die Unvereinbarkeit von Glaube und Vernunft behauptet. Ganz gleich wie oft diese These widerlegt und zerpflückt wird, ihre stete Wiederholung macht sie zu einem unheilvollen Mantra, das aus allen Kanälen dröhnt und jede Widerlegung mit immer größerer Lautstärke übertönt.

Um so wichtiger ist es, diesen Tag zu begehen als den Gedenktag dessen, der eine lebendige Widerlegung dieser irrigen These ist.


"Maximum autem beneficium alicui impenditur, si ab errore ad veritatem reducatur." (De divinis nominibus / Von den göttlichen Namen cap. 13 l. 4)

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