Donnerstag, 22. September 2011

»Der Mensch macht sich nicht selbst.«

»Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.«
(Benedikt XVI. am 22. 9. 2011 vor dem Deutschen Bundestag  => Vollständiger Text)

Dienstag, 20. September 2011

Herzlich willkommen, Heiliger Vater!


Das in Berlin ansässige Institut St. Philipp Neri hat Menschen aus der Stadt gebeten, den Papst willkommen zu heißen. Es gibt nämlich längst nicht nur die grelle Feindseligkeit, die aus allen Kanälen zu dröhnen scheint ...

Drohbotschaft

Es ist schon erstaunlich, welches enorme Drohpotenzial dieser bedeutungslose Greis mit der brüchigen Stimme zu haben scheint, dass die offene Gesellschaft sich so vehement, so entschlossen und so laut gegen ihn verwahren muss.

Der deutsche Bundestag, mithin die frei und demokratisch gewählte Versammlung der Vertreter dieser offenen Gesellschaft, hätte sich über die Frage, ob der oberste Repräsentant der katholischen Kirche und zugleich des Zwergstaats namens Vatikan, beinahe heillos zerstritten - während eine Rede des Dalai Lama, der ebenfalls der oberste Repräsentant einer Ausrichtung des Buddhismus und zugleich der Exilregierung von Tibet ist, keinerlei Streitereien verursachte, obwohl beide Religionen sich z.B. in der Ablehnung freizügiger Sexualität und praktizierter Homosexualität nahestehen und beide obersten Repräsentanten Titel wie "Heiligkeit" oder "Heiliger Vater" tragen.

Glaubt man den wiederholt zitierten und als repräsentativ ausgezeichneten Umfragen, dann befürwortet immerhin eine knappe absolute Mehrheit der Deutschen - ganz gleich, welcher Weltanschauung - die Rede des Papstes im Bundestag.

Die Massenmedien hingegen übertreffen einander in Negativschlagzeilen. Da wird mit dem "Unfehlbaren" getitelt, der die katholische Kirche ins gesellschaftliche Abseits manövriere, weil er deren Lehre nicht modernen (deutschen) Vorstellungen angleiche. Da wird neben dem gebetsmühlenartigen Wiederholen von Meldungen aus dem beliebten Genre "Die Kirche und der Sex" Kungelei mit dem DDR-Regime kolportiert. Die üblichen Reformgranden dürfen auftreten, und derlei Thesen wortreich untermauern. Undsoweiterundsofort.

Bemerkenswert daran ist, dass diese Endloswiederholungen nicht längst langweilig geworden sind. Im Fernsehprogramm werden Wiederholungen als Ideenlosigkeit angeprangert - wenn's um die "RKK" geht, können Meldungen, die ihr Verfallsdatum längst überschritten haben, gar nicht oft genug wieder aufs Programm gesetzt werden. Schließlich weigert sich die menschenverachtende, weil sexual- und deshalb frauenfeindliche bzw. frauen- und deshalb sexualfeindliche Gerontokratie im Vatikan, die philanthropen Segnungen von Feminismus, Gender-Mainstreaming, Fristenregelung und Reproduktionsmedizin anzubeten.

Dieser Altersstarrsinn scheint eine gefährliche Sprengkraft für genau diese Segnungen zu besitzen, gemessen an der Vehemenz, mit der die medialen und medienerprobten selbsternannten Repräsentanten der offenen Gesellschaft den obersten Repräsentanten der katholischen Kirche verbal und medial bekämpft. Die Gefährlichkeit zeigt sich allein schon daran, dass 51 % der Deutschen den Auftritt des Papstes vor ihren frei und demokratisch gewählten Repräsentanten und -onkels im Bundestag billigen. Denn das muss ja bedeuten, dass 51 % die menschenverachtende, weil sexual- und deshalb frauenfeindliche bzw. frauen- und deshalb sexualfeindliche Gerontokratie im Vatikan billigen und durch diese ihre Billigung die philanthropen Segnungen von Feminismus, Gender-Mainstreaming, Fristenregelung und Reproduktionsmedizin möglicherweise sogar ablehnen und damit die offene Gesellschaft bedrohen!

Und das ist natürlich eine brandgefährliche Situation für Deutschland - ganz klar!

Sonntag, 18. September 2011

Auf Augenhöhe

Meine aktuelle Lektüre zur Vorbereitung auf einen Firmkurs für Erwachsene, den ich anbieten darf, ist das Sachbuch Was ist katholisch? von Valentino Hribernig-Körber (Kösel-Verlag, München 2008). Es bietet einen reich bebilderten Überblick, ohne in die Tiefe zu gehen - aber das muss ja nicht jedes Buch leisten.

Im Vorwort, das von Paul Michael Zulehner las ich folgendes:
»Wir sind Weltbürgerinnen und -bürger geworden, die unweigerlich auf vielfältige religiöse Traditionen stoßen, auf fremdartige Angebote, die leicht zum Spiegel werden können für die eigene Tradition. Es kommt zur Begegnung der Religionen, nicht zuletzt auch dadurch, dass Wanderbewegungen uns Angehörige fremder Religionen vors Haus geführt haben. So trifft etwa nicht nur in den großen Städten ein glaubensstarker Islam auf ein glaubensschwaches Christentum. Das ist für viele, auch weniger christliche Menschen, zunehmend ein angstbesetzter Vorgang. Das Problem dabei ist aber nicht der glaubenskundige Islam, sondern das geschwächte und seiner selbst nicht sichere Christentum.«

Eine meiner besten Freundinnen ist Muslima, eine glaubensstarke und -kundige dazu. Von ihr lerne ich viel über meinen eigenen Glauben, indem ich ihn diskutiere, erläutere und gelegentlich auch rechtfertige, und es stärkt mich auch in meinem Glauben, indem ich ihn reflektiere und aus einer anderen Perspektive betrachte.

Erlebnisse wie einen gemeinsamen Besuch des Kölner Domes bleiben mir nachhaltig im Gedächtnis.