Samstag, 26. Februar 2011

Switching Style ...

Und jetzt mal ganz was anderes für Zwischendurch: ;-)



Salz der Erde

Memorandum PLUS Freiheit: Studenten und Absolventen der Katholischen Theologie antworten auf das Memorandum Kirche 2011

„Die Kirche ist kein Selbstzweck. Sie hat den Auftrag, den befreienden und liebenden Gott Jesu Christi allen Menschen zu verkünden.“ Dies bezweifelt niemand, doch bedeutet es auch, dass sie nicht für eigene Interessen einer Gruppe verzweckt werden darf. Kirche ist gerade in Krisensituationen eine glaubwürdige Zeugin der Freiheitsbotschaft des Evangeliums, denn insbesondere dort weist sie über sich selbst hinaus, da sie sich Christus verdankt. Nicht wir erlösen die Menschen, sondern Christus durch seine Kirche. Darum kann die Botschaft, für die wir in der Kirche Verantwortung haben, auch nicht so lange adaptiert werden, bis sie für keinen Menschen, keine Gesellschaft oder Kultur mehr eine Herausforderung ist. Das würde heißen, das Salz schal werden zu lassen. Dass die Kirche dem ihr anvertrauten Wort verpflichtet ist und den Menschen, zu denen sie gesandt ist, ist gerade kein Gegensatz.

Die Frage der Fragen

Am Ende geht es doch immer um die gleiche Frage: Wer ist Jesus Christus? Man möchte meinen, dass die Antwort für einen Christen doch ganz einfach sein müsste: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, Teil der Trinität, kurzum Gott selbst.

Aber ist das heute bei den Mitgliedern unserer Kirche noch Fundament des Denkens und Glaubens? Wird Jesus Christus tatsächlich als Gott selbst angesehen oder wird er nicht doch von vielen nur noch als weiser Mann, als Guru, als charismatischer Prediger betrachtet? Wird seine Botschaft als direkte Botschaft Gottes verstanden oder doch mehr als Lebensratgeber und grobe Leitlinie für gutes und lebenswertes Verhalten?

Wann immer wir das Glaubensbekenntnis sprechen, formt unser Mund Worte, die so klingen, als würden wir alle an die Göttlichkeit Jesu glauben, aber kann es nicht sein, dass mancher spricht „… und an Jesus Christus seinen eingeborenen Sohn“ und dabei denkt „Na ja…“ oder spricht „geboren von der Jungfrau Maria“ und denke „Welch ein Quatsch?“

Wenn wir aber einen Moment lang auch nur der Möglichkeit Raum geben, dass in Jesus Christus Gott selbst leibhaftig in unsere Geschichte hineingetreten ist, dass er gekommen ist, um uns seines Beistandes zu versichern und um uns zu lehren, was ein geglücktes Leben bedeutet, dann kann und muss die einzig denkbare Konsequenz sein, sich auf die Worte des Herrn zu verlassen. Ohne Wenn und Aber.

Wenn tatsächlich Gott, die personale Kraft also, die unser unvorstellbares Universum geschaffen hat, als Mensch in unser aller Leben tritt, wie soll dann irgendetwas unmöglich sein? Ist es glaubhaft, dass Gott das Weltall schaffen kann, Milliarden von Galaxien mit jeweils Milliarden von Sternen, er aber nicht in der Lage ist, seine Botschaft so zu platzieren, dass Sie auch nach 2000 Jahren noch Gültigkeit hat? Wie anmaßend ist es, zu denken, man müsse die Heilige Schrift heute anders interpretieren, weil Jesus, also Gott selbst, damals angeblich noch nicht wusste, wie die menschliche Gesellschaft sich entwickelt? Und wie ist es gar zu bewerten, wenn manche heute überzeugt sind, es besser zu wissen als Gott und dass daher Gottes Anweisungen entsprechend zu korrigieren wären?

Die Krise der Kirche hängt gewiss nicht am Zölibat und auch sicher nicht am Fehlen weiblicher Priester. Die Krise der Kirche ist eine Krise des Glaubens! Wer ist Jesus Christus? Diese Frage sollte jeder für sich beantworten, ehe er Forderungen nach neuen Formen christlichen Lebens stellt. Und wem der Glaube abhandengekommen ist, sollte ehrlich genug sein, dies auch zuzugeben. Doch eines ist gewiss: Eine zunehmende Verweltlichung der Kirche ist ein Irrweg, der niemals zurück führt zum Glauben an Gott.

Freitag, 25. Februar 2011

Nachgelegt ...

... weil das letzte Stückchen denen, die geade hart arbeiten, Freude gemacht hat. :-)

Für das Team der Petition

Ein älteres Schmankerl - oder ein Schmakerl für die Älteren? :-o

Oft als "Gutmenschenmusi" geschmäht ... Trotzdem! :-)


Montag, 21. Februar 2011

Verbindendes

"Ich erinnere mich noch gut an eines der ersten Treffen mit den Unterhändlern des ANC auf dem Flughafen in Kapstadt. Von unserer Seite war Gerrit Viljoen dabei, einer meiner wichtigsten Berater, ein ehemaliger Universitätsrektor. Er hatte Griechisch und Latein studiert. In einer Teepause entdeckte er, dass Chris Hani seine Leidenschaft für die Antike teilte. Hani hatte einen Abschluss in Latein. Da standen sie in einer Ecke, der ältere weisshaarige Akademiker in einer Strickjacke und der schwarze Kommunistenführer, und diskutierten über griechische Mythologie. Sie kamen wie verändert an den Tisch zurück. Derartige Beziehungen waren von unschätzbarem Wert, sie wirkten wie ein Schmiermittel in den Verhandlungen."
(Frederik Willem de Klerk in einem Interview mit der Weltwoche über die Entwicklung in Südafrika: "Ich bin ein Afrikaner")

Samstag, 19. Februar 2011

Erzbischof Zollitsch meldet sich zu Wort

In der Welt erschien heute unter dem Titel Was braucht die Kirche in Deutschland? ein langer Beitrag von Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Insgesamt sehr diplomatisch und wohlwollend gehalten verleiht Bischof Zollitsch dennoch seinem Befremden über einige Argumente Ausdruck:

Bei allem Wohlwollen für die Autorinnen und Autoren: Mag jemand im Ernst glauben, dass die Verwirklichung der hier aufgelisteten Reformforderungen zur erwünschten Blüte von Glauben und Kirche führt? Der Dialog, den wir Bischöfe wünschen, zielt auf eine ernsthafte Verständigung darüber, wie wir die Frage nach Gott unter unseren modernen und postmodernen Bedingungen verstehbar beantworten können. Es geht auch darum, wie wir dem christlichen Glauben in Gebet und Liturgie ebenso wie auf dem Wege der praktischen Gottesbezeugung in Werken der Caritas und der Solidarität überzeugenderen Ausdruck verleihen. Hier ist mehr erforderlich als ein kirchlicher Reparaturbetrieb, der an einigen Stellschrauben dreht, um so eine bessere Kirche hervorzubringen.

Ich will dies am Beispiel der priesterlichen Zölibatsverpflichtung erläutern. Viele gehen davon aus, dass der Kirche sehr viel mehr Priester zur Verfügung stünden, wenn die Verpflichtung zur Ehelosigkeit aufgehoben würde und „viri probati“ (in Ehe und Familie bewährte Männer) zum Priesteramt zugelassen würden. Tatsächlich ist die Sorge über die abnehmende Zahl der Berufungen und die damit einher gehenden Konsequenzen für die Pastoral mehr als berechtigt. Es ist auch meine Sorge, und Denkverbote wären der Situation gewiss nicht angemessen. Dennoch muss vor kurzschlüssigem Denken und vermeintlich einfachen Lösungen gewarnt werden.

Geht die Not der Berufungen nicht viel tiefer – nämlich bis hinunter auf die Ebene der Suche des modernen Menschen nach Gott und einer Glaubensorientierung, die ihn zugleich frei macht und ganz und gar fordert? Fällt nicht auf dieser tieferen Ebene die Entscheidung, das ganze Leben als Priester in den besonderen Dienst Jesu Christi zu stellen und dies auch durch die Übernahme des Zölibats zum Ausdruck zu bringen? Entfalten sich also nicht im Glauben selbst scheidende und unterscheidende Wirkkräfte, die für die Kirche und ihr Amt von wesentlicher Bedeutung sind und die deshalb in jeder Diskussion über die Zölibatsverpflichtung zur Sprache gebracht werden müssen? Wer in dieser Angelegenheit für eine Änderung des Kirchenrechts eintritt, sollte sich jedenfalls gehalten wissen, über den erhofften praktischen Nutzen hinaus auch theologisch zu argumentieren.

Er muss dann auch darüber Auskunft geben, ob und wie auch nach einer Reform das für die kirchliche Identität wesentliche Charisma der Ehelosigkeit – als ein Zeichen der radikalen Nachfolge und Christus-Zugehörigkeit – erhalten und gestärkt werden kann. Ich will die Ergebnisse einer echten Diskussion an dieser Stelle gar nicht vorwegnehmen. Aber wer sie führen will, darf sicherlich nicht bei plakativen Forderungen stehen bleiben, die viel mit Nützlichkeitskalkülen und Pragmatismus und wenig mit theologischer Durchdringung zu tun zu haben scheinen.



Das Schreiben ist auch eine klare Absage sowohl an Endzeitszenarios als auch an Forderungen, Reformen auf "demokratischem" Wege durchzusetzen:

Die katholische Kirche durchlebt stürmische Zeiten. Es ist aber nicht die Zeit letzter Gefechte und existenzentscheidender Auseinandersetzungen. Also: Bitte keine falsche Apokalyptik! Eher ist dies die Zeit der Ernsthaftigkeit und Demut auf allen Seiten. Besserwisser sind weniger gefragt. Herzblut sollte auf jeden Fall fließen – ganz besonders auch auf der Seite von uns Bischöfen, die die „Herde“ zusammenhalten und auf dem Weg des Herrn leiten sollen. Jedes Gespräch findet einmal ein Ende, und oft mündet es in Entscheidungen. In der katholischen Kirche sind sie dem Amt, vor allem den Bischöfen und dem Papst, abverlangt.

Dies ist kein Widerspruch zum Dialog, vielmehr oft sogar die Bedingung dafür, dass dem Gespräch Ergebnisse folgen. Ganz am Ende allerdings gilt, dass nicht Menschen allein – nicht Bischöfe, nicht Theologen und nicht Laien – durch ihre großen und kleinen Aktivitäten Sturm und Winden trotzen. Es ist Jesus Christus selbst, der das Schifflein Kirche auf Kurs hält.



Ob die Initiatoren und Unterzeichner des Memorandums die Botschaft wohl hören?

Freitag, 18. Februar 2011

Donnerstag, 17. Februar 2011

Mangelnde Flexibilität


Vor nicht allzulanger Zeit war ich auf einer Geburtstagsfeier Zeugin eines Gespräches über Ökumene, wobei sich darüber ein kritischer Katholik und vier Protestanten unterhielten. Ich zog es vor zuzuhören. Beklagt wurde die Reformunwilligkeit der Katholischen Kirche, ihre starre Hierarchie, ihre Ewiggestrigkeit, ihr Beharren auf unsinnigen Ritualen und Vorschriften wie z.B. Unauflösbarkeit der Ehe, Priesterzölibat, Geringschätzung von Frauen (weil Frauen keine Ämter innehaben dürften) usw. Alle fünf gingen ohnehin nur zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in die Kirche (also auch die protestantischen Mitchristen), finden es zwar toll, wenn wie bspw. bei den freikirchlichen Gemeinden jeder verkündigen und predigen dürfe, würden aber deshalb keineswegs regelmäßig in die Kirche gehen - auch den Katholiken würde die Abschaffung  unsinniger Rituale und Vorschriften nicht zum Besuch des Gottesdienstes bewegen.

Ein katholisch getaufer Christ, der überzeugt ist, bei der Kommunion werde "sowieso bloß ein Keks" ausgeteilt, hat vom Katholizismus längst verabschiedet - insbesondere wenn er sowieso nur noch zu besonderen Gelegenheiten einen Gottesdienst besucht. Evangelische, protestantische oder reformierte Glaubensgeschwister, die dieselbe Menung äußern, entziehen der Ökumene jegliche Grundlage; man kann dann noch gemeinsam beten, aber ein gemeinsamer Gottesdienst wird zur Farce.

Trotzdem ist das größere Problem der katholische Christ, der meint, die Kirche müsse sich nach den Entwicklungen in der säkularen Welt richten, weil sie sonst unglaubwürdig (!) werde, so dass ihr die Leute wegliefen, und weil darin die mittelbaren und unmittelbaren Lösungen für ihre Probleme und Krisen lägen.

Genau das tun die Verfasser des Memorandums - und die Unterzeichner unterstützen das.

Die Kerngedanken des Memorandum sind natürlich nicht ur-reformatorisch, allerdings neu-reformatorisch (wir leben schließlich nicht im 16., sondern im 20./21. Jh.!), nämlich an der Theologie und an den Gegebenheiten der überwiegenden Zahl der jetzigen evangelischen, protestantischen und reformatorischen Kirchen und Gemeinden ausgerichtet. Diese Kirchen und Gemeinden haben im Verlauf des 20. Jhs. eine Entwicklung genommen, die mit den Vorstellungen der Reformatoren nicht mehr viel zu tun haben. Die einzelnen Punkte des Memorandums zeigen deutlich, dass nach Ansicht der Verfasser diesen Entwicklungen nachzueifern sei.

(Randbemerkung: Heutzutage würde Luther seine 95 Thesen zwar tw. überarbeiten, aber in der gewohnten Schärfe und Zuspitzung formulieren - und zwar gegen sämtliche Konfessionen! Und man würde ihn zweifelsohne als einen stockkonservativen Erzreaktionär, als einen frauenfeindlichen, chauvinistischen, xeno- und homophobe Antisemiten an den medialen Pranger stellen.)

Selbstverständlich nehme ich den Unterzeichnern des Memorandums ihre Sorge um die Kirche ab! Die Sorge kommt ja nicht von ungefähr, und es ist auch nicht so, dass diejenigen, die die Petition Pro Ecclesia unterzeichnen, der Ansicht sind, dass man alle Probleme, die uns in der katholischen Kirche umtreiben, allein durchs Beten lösen könne.

Die Unterzeichner und Unterstützer des Memorandums orientieren sich allerdings so gar nicht am Glauben, und obwohl von Theologen verfasst, findet sich im Text des Memorandums kein theologisches Argument, sondern nur solche aus den empirischen Wissenschaften. Die Sorge bezieht sich ausschließlich auf die Kirche als karitative Instituition. Da wird in stark verkürzter Weise soziologisch, politologisch, ein bisschen juristisch und ansatzweise psychologisch - also ausschließlich ad hominem - argumentiert - aber mehr Theologie als den Satz, die Kirche habe "den Auftrag, den befreienden und liebenden Gott Jesu Christi allen Menschen zu verkünden" sucht man vergebens.
Auch die "biblische Freiheitsbotschaft" wird nur als Metapher für den heutigen rein politisch-gesellschaftlichen Freiheitsbegriff ("Freiheit von ...") verwendet. Schon die in der Wahl des Domainnamens memorandum-freiheit.de unterstrichene Reduzierung des Argumentationszieles auf das Schlagwort "Freiheit" schmeckt gallig. Denn hier wird mit einem modernen Freiheitsbegriff hantiert, nicht mit dem des Neuen Testaments, mithin auch nicht mit der "biblischen Freiheitsbotschaft" - die Begrifflichkeit ist nichts als ein rhetorisches Feigenblatt.
Was diese inhaltliche Verdrehung angeht, müssen sich die Verfasser und Unterzeichner den Vorwurf übler Absichten gefallen lassen; denn von einem graduierten katholischen Theologen kann man erwarten, dass ihm die Bedeutungsunterschiede und der Bedeutungswandel, die Unterscheidung zwischen dem theologischen und dem politisch-gesellschaftlichen Freiheitsbegriff bewusst sind!

Völlig diskreditiert hat sich das Unternehmen in meinen Augen damit, dass die Argumentation schon im ersten Satz am Missbrauchsskandal aufgehängt wurde. Damit war einerseits die sofortige Aufmerksamkeit der Medien garantiert, andererseits - und das ist bei akademischen, d.h. wissenschaftlich ausgebildeten Verfassern besonders erschütternd - konnte mit diesem Skandal als Aufhänger zu jeder der Argumentationen letztendlich eine küchenpsychologische Begründung suggeriert werden ("Wenn Priester Sex haben dürften / wenn Frauen Priester sein dürften / wenn die Gemeinden / wenn ich mitzureden hätte[n], dann wäre das alles erst gar nicht passiert!").

Ich behaupte nicht, dass böse Absicht hinter dem Text wirksam war - ich bin mir sogar sicher, dass die Verfasser im besten Glauben gearbeitet und das Ganze nur gut gemeint haben. Doch wie so oft, ist "gut gemeint" auch in diesem Fall das exakte Gegenteil von "gut". Veröffentlicht wurde das Memorandum als Antwort auf die Dialoginitiative, gefolgt von einer Unterstützerliste. Es ist eine aggressive Antwort, eine die deutlich macht, dass diese Theologen nicht den Dialog wollen, sondern die Meinungshoheit. Es ist ein Dokument der Spaltung.
Besonders tragisch daran ist, dass die Gedankengänge des Memorandums vor allem in einem Punkt auf die Verfasser und Unterzeichner zurückfallen: Sie werfen der Kirche vor, ein starrer Apparat zu sein, unflexibel und ängstlich - dabei haben sie selbst sich (wie der eingangs erwähnte Katholik) längst vom katholischen Glauben entfernt, sind jedoch selbst zu unflexibel und ängstlich, um den Wechsel dorthin, wo die rettenden Forderungen bereits verwirklicht sind, zu vollziehen.

Dass sie letztendlich auch eine der Kardinaltugenden des Säkulardarwinismus, Flexibilität, für sich selbst beanspruchen, verleiht dem Ganzen ein zusätzliches "G'schmäckle".

"Die Kirche ist kein Selbstzweck." -Nein, das ist sie sicherlich nicht. Aber sie ist weder Gottes Werbeagentur noch ein therapeutisches Dienstleistungsunternehmen und schon gar nicht die Heimstatt eines relativistischen laissez-faire, das die Eigenverantwortlichkeit zum Alleinstellungsmerkmal von Menschenwürde macht.
Kirche ist Heilsgemeinschaft. Der mystische Leib Jesu Christi. Die synchrone und diachrone Einheit der Getauften.

Doch kein Wort davon ist in diesem Text zu lesen.

"Das religiöse Problem verschärft sich täglich, weil die Gläubigen keine Theologen und die Theologen nicht gläubig sind." (Nicolás Gómez Dávila, 1913 - 1994 - gefunden bei Laurentius Rhenanius)

Mittwoch, 16. Februar 2011

Umkehrer und Einkehrer

Das es nicht nur Leute gibt, die der Katholischen Kirche den Rücken kehren, sondern auch solche, die sich ihr zuwenden, vergisst man angesichts der aktuellen Meldungen allzu leicht.


Nicht jeden, der genannten, würde ich vorbehaltlos zu meinen Freunden rechnen, aber Kirche ist nun einmal eine Gemeinschaft von Heiligen und Sündern, dazu zählen auch diejenigen, über die man die Nase rümpft und noch Schlimmeres.

Ich gehöre ja auch zu denen, die in einem eher säkularen Elternhaus aufwuchsen,  in der Jugend den von den Großeltern gelernten Glauben verloren, durchs Scheitern esoterischer Experimente im Agnostizismus landeten, bevor sie den Weg zurück fanden. In meinem Fall darüber, dass ich die strengen Straßenverkehrsordnung rein säkularer Wissenschaft mit ihren zahllosen "Zufahrt verboten! Sackgasse!"-Meldungen in Zweifel zog und das, wie ich beim Zuwiderhandeln feststellte, zu recht! :-)

Sonntag, 13. Februar 2011

Füreinander beten, füreinander einstehen

Unser Pech ist nur, dass unser Team nicht aus Heiligen besteht. Sie haben keine Zeit mehr dafür. Aber wissen Sie, wenn einer von uns offline geht zur Heiligen Messe, dann nimmt er die anderen mit, die aufgrund ihres Engagements vielleicht gerade verhindert sind. Wir beten füreinander. Wir nehmen einander stellvertretend in die Messe mit, damit die anderen ihren Dienst als mündige Laien erfüllen können. Wenn das konservativ oder traditionalistisch ist, dann lösen wir doch bitte das ganze Konstrukt deutscher Katholizismus post Vaticanum II gleich auf.
In jeder Freikirche wird mehr für einander eingestanden. Drei Ausrufezeichen.
Nur, wir wollen keine Freikirche werden! Wir wollen endlich wieder als deutsche Katholiken unter unseren fabelhaften Heiligen Vater - Ubi Petrus... füreinander einstehen dürfen. Mitsamt unseren Bischöfen. Alle miteinander.
Es wird Zeit. Jetzt!

(Elsas Nacht(b)revier - Hermeneutik der Petition)

Danke, Barbara! Besser hätte ich es auch nicht sagen können. :-)

Freitag, 11. Februar 2011

Ein protestantisch erzogener Journalist aus Berlin berichtet ...

Nicht ganz neu, aber sehenswert:



Von: deutschewelle | 31. Januar 2011  | 666 Aufrufe
 
DW-TV Reporter Olaf Müller sucht nach Gründen, warum junge Männer in Deutschland Priester werden.
Wie geht das eigentlich, Priester werden? Wie sieht der Alltag in einem Priesterseminar aus, was bewegt junge Männer zu solch einem Schritt? DW-TV Reporter Olaf Müller ist in Regensburg der Frage nachgegangen: Warum entscheidet sich heute noch jemand, Priester zu werden, da sich das Image katholischer Geistlicher so drastisch verschlechtert hat. Der Reporter hat junge Männer getroffen, die sagen: Jetzt erst recht. Sie wollen, dass Kirche und Glauben wieder attraktiv werden für junge Menschen, und sie wollen ihren Beitrag zu einer Reform der Kirche leisten. Eine Reportage über den Alltag, das Leben und Denken engagierter gläubiger Menschen in Deutschland.
(Gefunden bei Christian Kalis - Danke!)

Freitag, 4. Februar 2011

Auswahl ist genug

Herr im Himmel! Das deutsche Kirchenvolk erhebt sich, um dem Klerus, allen voran den scheinbar unverbesserlich altmodischen Herren in Rom einmal ordentlich den Marsch zu blasen. Es muss aufgeräumt werden mit den alten Zöpfen, so heißt es. Mal sind es Politiker, mal Theologen und nicht selten Menschen, die sich selbst autorisierend „Kirche von unten“ nennen, die sich – gezeichnet von schwerer Sorge um unsere Kirche - zu Wort melden.

Das Zölibat muss weg, heißt es, oder wir bräuchten Frauen als Priester, und überhaupt sei die Eucharistiefeier reichlich verstaubt und es bräuchte neue Formen der Messfeier, um Menschen für die katholische Kirche zu gewinnen.

Nun weiß ich aus meiner Tätigkeit im ACK (Arbeitskreis christlicher Kirchen und Gemeinschaften), dass es alleine in der Stadt Marburg rund 20 verschiedene kirchliche Gemeinschaften gibt. Man möchte meinen, das sei Auswahl genug. Aufs Zölibat verzichten außer den Katholiken alle, Frauen als Geistliche gibt es bei den meisten und vor uns breitet sich eine bunte Palette unterschiedlicher Messfeiern aus. Wieso muss sich da die katholische Kirche ändern, wenn es diese alternativen Angebote doch längst gibt?

Die Kirche müsse mehr auf die Menschen zugehen, heißt es. Dabei wird völlig übersehen, dass nicht die Kirche sich von den Menschen entfernt hat, sondern die Menschen sich von der Kirche. Die mäkelnden Katholiken sind es, die wieder mehr auf die Kirche zugehen oder konsequenter Weise sich von ihr abwenden müssen. Nicht die Kirche muss sich ändern, sondern die Haltung der Menschen,

Man möchte doch so gern katholisch bleiben, auch wenn man es längst nicht mehr ist. Und da vielen einfach der Mumm fehlt, um das eigene Leben zu verändern, sei es, um wieder mehr im Geiste der Kirche zu leben, oder sei es auch, um ihr den Rücken zu kehren, soll sich bitte die 2000 Jahre alte Kirche ändern. Denn wenn die Kirche sich der Sünde öffnet, fühlt sich der Sünder nicht mehr sündig. So kann man weiterhin sein selbstzufriedenes Dasein führen.

Eine zeitgemäße, flexible Kirche ist ein Alptraum, ist nutzlos, denn wem sollte sie Halt geben, wenn sie selbst nur den Strömungen der Zeit hinterherliefe.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Dialog mit wem?

Noch Ende Novemer 2010 hat Karl Kardinal Lehmann, Erzbischof von Mainz, seine Kirche aufgerufen, den Anfeindungen aus den sattsam bekannten Kreisen entschiedener entgegenzutreten ("Neuer Mut zur Solidarität mit der Kirche") - und jetzt das: "Doppelte Dialogunfähigkeit"

Ich kann Kardinal Lehmanns Ausführungen leider überhaupt nicht zustimmen. Während er die acht sorgenvollen CDU-PolitikerInnen ob ihrer Verdienste für Deutschland über den grünen Klee lobt, schiebt er seinen Kardinalskollegen Brandmüller fast schon süffisant in die römische Ecke. Und damit handelt er seinen eigenen, gerade mal zwei Monate alten Appellen zuwider.

Dialogfähigkeit in allen Ehren, aber wohin soll ein Dialog in einer Frage, die nur mit A oder nicht-A beantwortet werden kann, denn führen? Die Hegelsche Dialektik wird uns jedenfalls nicht weiterbringen. Oder ist gedacht, die Regelungen des CIC für das Ständige Diakonat auf das Priesteramt auszudehnen, d.h. Änderungen bspw. bei Can.1031; 1037; 1041, 1°; 1042, 1°; 1050 usw.

Spätestens bei der Ausdehnung auf die Bischofsweihe dürfte die Ökumene mit der Ostkirche ins Wanken geraten. Aber vermutlich geht es hier in Deutschland auch eher um die Ökumene mit den zahllosen evangelischen, protestantischen und reformierten Gemeinden, die man durch derlei Kompromissen umarmen zu dürfen glaubt. Was ich schwer bezweifle, denn die leidet vor allem an den unterschiedlichen Haltungen zum Verhältnis zwischen Gemeinden, Bistum und Gesamtkirche, zu den Sakramenten und zur apostolischen Sukzession. Aber auch dort kann man ja die Axt ansetzen.

Wesentlich mehr Sorge bereitet mir allerdings ein anderer Punkt: die gesuchte Nähe zur hohen Politik, die Kardinal Lehmann hier praktiziert. Da sind wir dann schon in der Nähe eines deutschen "Sonderweges", der z.B. (analog zur Aussetzung der Wehrpflicht) die Aussetzung des Zölibatsversprechens anpeilt. Ein Schritt, dem dann gleich auch weitere Forderungen folgen würden, die aus der Vernebelung des Konzilsgeistes mit den Ideen der zeitgleichen sozialen Bewegungen quellen.

Trotzdem fürchte ich kein Schisma (dafür vertreten zu wenige Bischöfe in den deutschsprachigen Kirchenprovinzen solche Ansichten und ein Staatsoberhaupt, dass sich zum Oberhaupt einer nationalkatholischen Kirche ausriefe, ist für dieses Land und seine Verfassung undenkbar), sondern mehr die Tatsache, dass die enge, geradezu schutzsuchende Nähe zur hohen Politik unschwer als Verquickungen zwischen Staat und Kirche angesehen und für die Kreise, denen das Kirchenvolk doch bitte entschiedener entgegentreten solle, ein gefundenes Fressen werden könnte.

Eminenz, Sie haben der heiligen Mutter Kirche in der Tat einen Bärendienst erwiesen!


Nachklapp:
Das Sekretariat der DBK lässt verlauten:
In ihrem Brief an die deutschen Bischöfe erneuern einige kirchlich aktive Persönlichkeiten des politischen Lebens den Vorschlag, dass die Kirche Männer, die sich als Gläubige besonders bewährt haben, zu Priestern weiht, ohne dass sie das Zölibatsversprechen ablegen. Diese Anregung ist von weltkirchlicher Tragweite und verlangt eine entsprechende Meinungsbildung und Entscheidung auf gesamtkirchlicher Ebene. Die Ehelosigkeit ist ein hohes Gut. Sie war wiederholt Thema auch der Beratungen der Bischofssynode in Rom. In den kommenden Jahren werden die Rückerinnerung an die Beratungen des Konzils vor 50 Jahren und der Gemeinsamen Synode der Bistümer vor 40 Jahren Gelegenheit geben, das Anliegen des Briefes und andere Anregungen zur Weckung von mehr Priesterberufen neu zu bedenken. Angesichts dessen ist dieses Anliegen der Unionspolitiker für die Gespräche unmittelbar zur Vorbereitung des Besuchs des Hl. Vaters in Deutschland nicht als Thema vorgesehen. (Quelle bei www.dbk.de)

Hoffen wir mal, dass die "Weckung von mehr Priesterberufen" bloß ein Tippfehler ist. ;-)