Dienstag, 22. März 2011

Screwtapes Aktivitäten

Timothy Dolan, Erzbischof von New York, veröffentlichte in seinem Blog eine Begegnung an einem Flughafen (Dank an sensuum defectui!), die ihm verdeutlichte, welches Bild von Klerus die Berichterstattung in den Medien, der "vierten Gewalt",in der sogenannten ersten (aka "zivilisierten") Welt verbreitet.

Mag dieser Vorfall auch ein wenig abgedroschen klingen - auch ich kenne die abgedroschenen Phrasen, mit denen man konfrontiert wird, wenn man sich zur katholischen Kirche ohne das typisch deutsche Wenn und Aber bekennt.

Passendt dazu der Kommentar eines Chris M, der sich im Verlauf seines Beitrags als Priester bezeichnet. Er beginnt damit, dass das Ganze schon sehr abgedroschen klinge, aber dem Bischof wohl Gelegenheit gegeben habe, die Argumente vorzutragen, warum Priester nicht die "schlimmste" Gruppe unter den Kindesmisshandlern seien, und nennt das Ganze eine "gute Predigt. Im Folgenden stellt er fest, dass in Dublin, wor er sich kürzlich aufgehalten habe, im Gegensatz zu früher kaum noch klerikale Kleidung im Straßenbild sichtbar seie, obwohl sicherlich nicht weniger Priester und Ordensleute sich in der Öffentlichkeit bewegten. Der dortige Klerus habe offensichtlich erkannt, dass es die Dinge leichter mach, nicht in klerikaler Kleidung herumzustolzieren, bis sich die Erregungskultur gegen Kirche und Klerus belegt habe.
Dies empfiehlt er im Folgenden auch dem Erzbischof (als habe dessen Kleidung den Passanten zu einer hässlichen Bemerkuing provoziert, deren er sich dann hätte erwehren müssen.).
Und dann legt Cheris M los:

I am a Catholic priest myself, and I have for long known that we have many sins and failings both personally and institutionally. I know also that many of my fellow clergy do not live up their high calling. Some do. Many don’t. And, I’ve worked out for myself that the root cause for most of our clergy difficulties and dysfunction is the unreasonable demands that are placed on priest, in particular the requirement of celibacy which most are not really called to. It leaves them emotionally, psychologically, affectively and sexually distorted and damaged. For most it is not a blessing, but a curse which handicaps them and leads some in to very damaging and dysfunctional lives. For the majority, it simply makes them unhappy and unfulfilled individuals.

Diese Argumentation, die leicht ebenso abgedroschen ist, wie der Verfasser von der "guten Predigt" behauptet, kennen wir Deutschen ja zur Genüge: Weil der Zölibat furchtbar schwer zu leben ist, muss er weg.
Tolles Argument. Basiert es doch entweder auf der stillschweigend vorausgesetzten Prämisse, dass Chistus das "Reich Gottes" in einem munteren weltlichen Dasein mit Lebensabschnittsgefährten ganz gleich welchen Geschlechts, Spaß und Unterhaltung gesehen habe. Oder (was eigentlich noch einen Tacken arroganter ist) es setzt stillschweigend voraus, dass Christus selbst unmögliche Forderungen gestellt habe, weil er einfach nicht richtig kapiert habe, wie Menschen ticken.

Den heutigen Stand der Wissenschaft als der Weisheit letztem Schluss zu postulieren, und den eigenen Lifestyle zum Maßstab für eine richtige und gesunde Lebensführung zu machen, ist ja nichts Neues. Dieselbe Arroganz begründet jenen namenslosen Ismus, der andere Kulturen (ob geographisch oder historisch anders) für defizitär erklärt. Hätte Erzbischof Dolan sich zivil gekleidet (wie Chris M zumindest in der aktuellen Lage für richtig hält), wäre er sicherlich unerkannt und damit unbehelligt vom Flughafen in die Stadt gekommen (wie Chris M sich das ja offenbar für sich selbst wünscht), aber er hätte nicht die Gelegenheit gehabt, einen Menschen freundlich argumentierend von einer irrigen Überzeugung abzubringen (was Chris M offenkundig völlig wurscht ist). M.A.n. war Erzbischof Dolans Handlungsweise beispielhaft, und qualifiziert die Äußerungen seines Kritikers als das was sie sind: unchristlich.

2 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, ob beim Kritiker das Prädikat unchristlich passt ich würde eher sagen: angepasst, säkular, übervorsichtig, pessimistisch, deutsch-nachkonziliar etc... Aber es stimmt schon, viel vom Salz der Erde, das ja ein Christ sein soll, merke ich bei Chris nicht so. Da haben Sie wieder Recht.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo- bin eben über Ihren Blog "gestolpert" und habe mich gleich festgelesen... Ich finde auch, man sollte Farbe bekennen. Reibungspunkte beinhalten oft die größten Möglichkeiten. ..

    AntwortenLöschen