Mittwoch, 2. Februar 2011

Dialog mit wem?

Noch Ende Novemer 2010 hat Karl Kardinal Lehmann, Erzbischof von Mainz, seine Kirche aufgerufen, den Anfeindungen aus den sattsam bekannten Kreisen entschiedener entgegenzutreten ("Neuer Mut zur Solidarität mit der Kirche") - und jetzt das: "Doppelte Dialogunfähigkeit"

Ich kann Kardinal Lehmanns Ausführungen leider überhaupt nicht zustimmen. Während er die acht sorgenvollen CDU-PolitikerInnen ob ihrer Verdienste für Deutschland über den grünen Klee lobt, schiebt er seinen Kardinalskollegen Brandmüller fast schon süffisant in die römische Ecke. Und damit handelt er seinen eigenen, gerade mal zwei Monate alten Appellen zuwider.

Dialogfähigkeit in allen Ehren, aber wohin soll ein Dialog in einer Frage, die nur mit A oder nicht-A beantwortet werden kann, denn führen? Die Hegelsche Dialektik wird uns jedenfalls nicht weiterbringen. Oder ist gedacht, die Regelungen des CIC für das Ständige Diakonat auf das Priesteramt auszudehnen, d.h. Änderungen bspw. bei Can.1031; 1037; 1041, 1°; 1042, 1°; 1050 usw.

Spätestens bei der Ausdehnung auf die Bischofsweihe dürfte die Ökumene mit der Ostkirche ins Wanken geraten. Aber vermutlich geht es hier in Deutschland auch eher um die Ökumene mit den zahllosen evangelischen, protestantischen und reformierten Gemeinden, die man durch derlei Kompromissen umarmen zu dürfen glaubt. Was ich schwer bezweifle, denn die leidet vor allem an den unterschiedlichen Haltungen zum Verhältnis zwischen Gemeinden, Bistum und Gesamtkirche, zu den Sakramenten und zur apostolischen Sukzession. Aber auch dort kann man ja die Axt ansetzen.

Wesentlich mehr Sorge bereitet mir allerdings ein anderer Punkt: die gesuchte Nähe zur hohen Politik, die Kardinal Lehmann hier praktiziert. Da sind wir dann schon in der Nähe eines deutschen "Sonderweges", der z.B. (analog zur Aussetzung der Wehrpflicht) die Aussetzung des Zölibatsversprechens anpeilt. Ein Schritt, dem dann gleich auch weitere Forderungen folgen würden, die aus der Vernebelung des Konzilsgeistes mit den Ideen der zeitgleichen sozialen Bewegungen quellen.

Trotzdem fürchte ich kein Schisma (dafür vertreten zu wenige Bischöfe in den deutschsprachigen Kirchenprovinzen solche Ansichten und ein Staatsoberhaupt, dass sich zum Oberhaupt einer nationalkatholischen Kirche ausriefe, ist für dieses Land und seine Verfassung undenkbar), sondern mehr die Tatsache, dass die enge, geradezu schutzsuchende Nähe zur hohen Politik unschwer als Verquickungen zwischen Staat und Kirche angesehen und für die Kreise, denen das Kirchenvolk doch bitte entschiedener entgegentreten solle, ein gefundenes Fressen werden könnte.

Eminenz, Sie haben der heiligen Mutter Kirche in der Tat einen Bärendienst erwiesen!


Nachklapp:
Das Sekretariat der DBK lässt verlauten:
In ihrem Brief an die deutschen Bischöfe erneuern einige kirchlich aktive Persönlichkeiten des politischen Lebens den Vorschlag, dass die Kirche Männer, die sich als Gläubige besonders bewährt haben, zu Priestern weiht, ohne dass sie das Zölibatsversprechen ablegen. Diese Anregung ist von weltkirchlicher Tragweite und verlangt eine entsprechende Meinungsbildung und Entscheidung auf gesamtkirchlicher Ebene. Die Ehelosigkeit ist ein hohes Gut. Sie war wiederholt Thema auch der Beratungen der Bischofssynode in Rom. In den kommenden Jahren werden die Rückerinnerung an die Beratungen des Konzils vor 50 Jahren und der Gemeinsamen Synode der Bistümer vor 40 Jahren Gelegenheit geben, das Anliegen des Briefes und andere Anregungen zur Weckung von mehr Priesterberufen neu zu bedenken. Angesichts dessen ist dieses Anliegen der Unionspolitiker für die Gespräche unmittelbar zur Vorbereitung des Besuchs des Hl. Vaters in Deutschland nicht als Thema vorgesehen. (Quelle bei www.dbk.de)

Hoffen wir mal, dass die "Weckung von mehr Priesterberufen" bloß ein Tippfehler ist. ;-)

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