Samstag, 15. Januar 2011

Tabubruch

Scipios Blog hat mich auf ein Interview mit Michael Triegel (dem "Papstmaler") in Welt Online (»Ich male den Papst. Mehr Tabubruch geht nicht«) aufmerksam gemacht, aus dem ich zitieren möchte:

Triegel: [...] Dass die beginnende Moderne gegen die damalige Salonmalerei angetreten ist und auch gegen die etablierten Institutionen, das war richtig. Das Verrückte ist nur: Heute wird immer noch dieser Avantgarde-Begriff bemüht. Dabei hat der sich doch längst totgelaufen. Diejenigen, die heute glauben, sie seien Avantgarde, deren Sachen hängen doch als erstes im Museum.

Eine Feststellung, die sich leicht auf andere Bereiche des Lebens übertragen lässt: Jede Generation entwickelt ihre eigene Avantgarde, die vorneweg tanzt, marschiert oder schlendert. Und wer heute das Denken der 1968er Bewegung noch für "ganz neu"  und "fortschrittlich" hält, gehört zu einer Altersgruppe, die er (oder sie) als Junger im Grundsatz als reaktionär und stockkonservativ bezeichnet hätte. Auch Meinungen haben ein Verfallsdatum.

Mir fällt es auf, dass, sooft es um Jugendgottesdienste geht, die gleichen Vorschläge seitens der Generation derer kommen, deren Nachkommen schon flügge sind (also meiner Generation! ;-) ); als ob man die heutigen Jugendlichen mit Simon & Garfunkel, Joan Baez und Kum ba yah my Lord vom Hocker reißen könnte - das waren die Knaller einer anderen Generation!

Es ist wenig verwunderlich, dass eine alternde Generation, die sich selbst quasi substanziell als "Avantgarde" und/oder "modern" definiert, nachwachsende Generationen, die auf anderes zurückgreifen, "reaktionär" nennt. Selbst wenn sogar die Ideale der 1968er auf früheren Ideen fußten - wie überhaupt alles Neue stets in Früherem wurzelt.

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