Donnerstag, 6. Januar 2011

Erscheinung des Herrn

Epiphanias - sagt uns das noch was? Irgendwann in diesen Tagen werden die Sternsinger ausgesandt, mancherorts werden Dreikönigskuchen gebacken oder der Bohnenkönig ausgelost, die Rauhnächte gehen zu Ende - und hier leckt der Nieselregen den dick verharschten Schnee von den Dächern.

Epiphanie meint das Aufscheinen der menschlichen Gegenwart Gottes in Jesus Christus. Als Festakt wurde die Feierlichkeit aus dem hellenistischen und römischen Herrscherkult übernommen; in der christlichen Welt war Herrschaft nicht mit Göttlichkeit oder Vergöttlichung verbunden - Anbetung stand allein Gott in seiner Dreieinigkeit zu. Anstelle des durch seine Machtvollkommenheit als göttlich aufscheinenden Herrschers wurde die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus verherrlicht. Die "Umkehrung der Werte" zeigte sich insbesondere darin, dass die im Matthäusevangelium erzählte Suche dreier Weiser aus dem Orient, dreier Priester und/oder Sterndeuter, die einem auffällig leuchtenden Stern gefolgt seien, liturgisch schon sehr früh auf dieses Fest bezogen wurde. Während die Hirten, die als erste das Kind anbeteten, noch Angehörige des judäischen Volksstammes waren - wenn auch um arme und unbedeutende Menschen, auf deren Wort niemand etwas gegeben hätte -, handelte es sich bei den drei Weisen um mächtige Menschen und zugleich um Andersgläubige, um Heiden aus der Sicht der ersten Christen.

Dass heidnische, fremdländische Mächtige einem hilflosen Kind in einem Stall huldigen, das der rechtmäßige König, Herodes der Große, aus Angst um seine Macht durch einen Mordbefehl zu beseitigen versucht - das ist eine völlige Umkehrung des heidnischen Festes, an dem der Tyrann, König oder Kaiser als Gott verehrt wurde.

Als Kind bedeutete das Dreikönigsfest für mich, dass die Krippe mit den drei prächtig gekleideten Herren und ihrem Kamel endlich vervollständigt wurde und am Abend die Kerzen am Baum noch einmal entzündet wurden, bevor am nächsten oder übernächsten Tag der ganze Schmuck wieder in Kartons verpackt und der schon kräftig nadelnde Baum an den Laternenpfahl vorm Haus gelehnt wurde. Obwohl meine Eltern kaum noch Bezug zur Kirche pflegten, war es ein schöner, festlicher Abschluss der Weihnachtszeit, die ein helles Licht in die nasskalten Wintertage warf.

Die Heiligen drei Könige
Legende

Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.

Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.

Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:

Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit magenkraft*,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft,
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch musst du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.

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