Samstag, 29. Juni 2019

Pastoraler Weg

Die Hirten binden den Hunden Maulkörbe um und nehmen sie an die Leine. Dann schicken sie mit aufmunternden Worten die Schafe hinaus in die Welt.

Zu den Böcken und unter die Wölfe.

Samstag, 11. Mai 2013

Die menschliche Natur



Wenn ein Patient zum Arzt kommt und klagt, 
er leide sehr und sei verzweifelt, 
denn er sei in Wirklichkeit ein Pferd, 
gefangen im Körper eines Menschen, 
so möchte man meinen, 
ein guter Arzt unternehme alles, 
um den Patienten von dieser Vorstellung zu befreien. 

Doch weit gefehlt! 

Nach dem heutigen Mittel der Wahl 
wird der Patient zum Chirurgen geschickt 
und zu einem Pferd umoperiert.


Freitag, 29. März 2013

Kluge "Gedanken ...

... zum Evangelium am Karfreitag" von Christoph Kardinal Schönborn:

»Das Christentum - eine "Eselei"? Der Apostel Paulus sagt, das Kreuz sei "den Heiden ein Torheit", ein Unsinn, ein Widersinn.

Es stimmt: Was gibt es Widersinnigeres, als dass Menschen andere Menschen zu Tode quälen? Was gibt es Perverseres als sich möglichst schreckliche Qualen auszudenken und diese anderen zuzufügen?

Doch was, wenn Gott selber hinabgestiegen ist in die Abgründe von Leid, Qual und Tod? Wenn er nicht neutral in seinem Himmel geblieben ist, während wir auf Erden leiden? Was, wenn Gott unser Leid, ja unseren Tod auf sich genommen hat, um uns daraus zu befreien?«

(Quelle: Christoph Kardinal Schönborn: Gedanken zum Evangelium am Karfreitag, 29. 3. 2013)

Dienstag, 19. März 2013

Der neue Papst - Erwartungen und Forderungen



Habemus papam! Wir haben wieder einen neuen Papst – und ja, er ist nicht aus Europa und er hat sich einen noch nie dagewesen Papstnamen gegeben. Allerorts und allerseits werden von den Katholiken Erwartungen formuliert und nicht selten sogar Forderungen. „Ich erwarte mir von dem neuen Papst, dass er …“ oder „Der Papst muss jetzt …“. So oder so ähnlich fangen viele Sätze an, die man derzeit hören kann und sie enden häufig mit völlig gegensätzlichen Postulaten und Hoffnungen.

Dabei gibt es doch nur eins, was wir vom Papst erwarten dürfen und im Grunde sogar fordern dürfen: Er möge die Kirche im Geiste des Herrn weitertragen und die Frohe Botschaft verkünden. Darüber hinaus täten wir gut daran, in demütiger Stille abzuwarten, welche Erwartungen Papst Franziskus an uns hat, und was er von uns fordert – nicht umgekehrt. Der Herr wird den Papst führen, so wie er ihn  auserwählt hat. Dennoch kann das Pontifikat nur gelingen, wenn wir als Kirche sein Wirken mit all unserer Kraft unterstützen.  Wenn wir auf Gott vertrauen, dürfen wir auch auf den Papst vertrauen, ohne Erwartung und ohne Forderung.

Dienstag, 29. Januar 2013

Was die Kirche von Athletic Bilbao lernen kann



Athletic Bilbao ist neben Real Madrid und dem FC Barcelona der traditionsreichste Fußballverein der Primera Division, dem spanischen Pendant zur Bundesliga.  

Doch wer einmal im Baskenland war, weiß, dass Athletic Bilbao weit mehr ist als nur ein Fußballverein. Athletic Bilbao vereint die Basken wahrscheinlich mehr als alles andere: Keine Kneipe ohne Athletic-Flagge, kein Kleiderschrank ohne Athletic-Trikot, keine zwei Meinungen unter den Basken, was diesen Club betrifft.
Der Grund dafür ist einfach: Bei Athletic Bilbao spielen ausschließlich Basken. Darauf begründet sich das identitätsstiftende Momentum des Clubs.

Dabei beschert diese Regelung dem Verein viele Probleme und vielleicht müsste der Verein nicht die meisten Jahre gegen den Abstieg kämpfen, wenn man starke Spieler aus anderen Teilen des Landes oder der ganzen Welt kaufen würde. Das Geld dafür wäre da.

Wäre es nicht toll, wenn man mit besseren Spielern vielleicht nach vielen, vielen Jahren einmal wieder mit um die Meisterschaft spielen könnte?

Die Verlockung ist groß, aber der Verein widersteht. Und das erhält Athletic Bilbao auf Dauer seine Größe. Würde man in der Hoffnung auf kurzfristigen Erfolg der Versuchung nachgeben und altbewährte Traditionen über Bord werfen, nur weil sie momentan unbequem sind, würde Athletic  Bilbao damit sein Herz verlieren, es würde seine Seele verkaufen – und der Club wäre nie mehr das, was er heute ist – nämlich viel mehr als ein Verein.

Dienstag, 26. Juni 2012

Neues geistliches Liedgut (NGL) – ist gut gemeint auch gut?


Neues geistliches Liedgut (NGL) – ist gut gemeint  auch gut?

Kürzlich habe ich – zugegebenermaßen recht flapsig – auf Facebook ein kurzes Statement abgegeben:
Heute Firmungsmesse ... mit Neuem Geistlosen Liedgut ... Mann ist mir schlecht!
und habe dafür von einem alten Schulfreund, der als Pastoralreferent tätig ist, folgende Erwiderung erhalten:
Was gefällt Dir dran nicht? Willst du die letzten Jugendlichen auch noch aus der Kirche ekeln?“
Ich will diese Frage gerne beantworten – ganz allgemein – und im Besonderen als Zeichen meiner persönlichen Wertschätzung:
Der Beitrag ist also an alle gerichtet, wenn auch ganz persönlich an Stefan adressiert.

Lieber Stefan,

es ist tatsächlich so, dass ich bei meinem Posting an Dich gedacht hatte und ich ahnte, dass Dir das nicht gefallen würde. Aber ich wollte Dich sicher nicht kränken, wollte aber ebenso aus meinem Herzen keine Mördergrube machen: Es musste raus!

Was mir an NGL nicht gefällt? Ich könnte es mir leicht machen und sagen: An NGL gefällt mir einfach gar nichts, aber das wäre eine Antwort, die nichts aussagt. Ja, es wäre sogar eine Antwort, die der Vermutung Raum gäbe, es ginge mir hier nur um meinen persönlichen Geschmack. Dem aber ist nicht so!

Mit Deiner zweiten Frage stellst Du klar, warum Dir NGL gefällt – ebenfalls unabhängig von Deinem persönlichen Geschmack. Du bist offensichtlich der Überzeugung, dass man mittels NGL Jugendliche in die Kirche bringen, bzw. in der Kirche halten kann. Und Du befürchtest gar, dass man sie ohne NGL verlieren würde. Wenn Du NGL als Musik für Jugendliche ansiehst, dann frage ich mich, von welchen Jugendlichen du sprichst? Von den Jugendlichen, die wie wir beide Mitte 50 sind? Oder von den Jugendlichen, die zehn Jahre jünger oder zehn Jahre älter sind als wir? NGL verkörpert den Zeitgeist von vor 35 Jahren, nicht den heutigen.

Und ebenso lange wird das Experiment „Mit NGL Jugendliche ansprechen“ erprobt und man muss es mittlerweile als gescheitert ansehen. Hat NGL dazu geführt, dass die Zahl der jugendlichen Kirchenbesucher steigt? Nein!  Ist es in den letzten Jahren gelungen, in nennenswerten Zahlen Erwachsene dauerhaft an die Kirche zu binden, weil man sie als Jugendliche mit NGL in die Kirche gezogen hat? Ebenfalls nein! Entspringen dem NGL und der damit verbundenen besonderen Form der Romantik eine Vielzahl von poriesterlichen Berufungen? Wohl kaum! 

Menschen - und junge Menschen im Besonderen - suchen nach Religiosität, weil sie in einer Welt voller Beliebigkeit etwas Verbindliches haben wollen, weil sie Leitlinien für ihr Leben brauchen, weil sie Orientierung benötigen in einer Welt voller Verlockungen, Verführungen und falscher Versprechungen. Das Absingen harmloser Lieder ist da wenig hilfreich. Es kann doch nicht sein, dass wir so tun, als hätten wir für jungen Menschen nicht mehr zu bieten als ein paar neu getextete Musicalsongs, wo wir doch vom Herrn eine unerhört starke Botschaft erhalten haben, die alles enthält, was ein junger Mensch für sein Leben braucht.  
NGL ist denkbar ungeeignet, um Jugendliche wirklich für die Kirche und die Frohe Botschaft zu gewinnen, weil NGL vom Eigentlichen ablenkt. Jugendliche wollen ernst genommen werden, sie wollen etwas über den Sinn des Lebens wissen

Es ist sicher kein Zufall, dass in einem Umfeld religiösen Niedergangs das Kloster Heiligkreuz bei Wien starken Zulauf hat. Dort geht es streng zu und Messen werden in Latein gefeiert. Ja, und die Mönche von Heiligkreuz singen und ihre CDs verkaufen sich in aller Welt! Aber sie singen gregorianische Choräle und nicht NGL.

Um die Tiefen des Glaubens auszuloten sind seichte Lieder schwerlich das Mittel der Wahl.
In aufrichtiger freundschaftlicher Verbundenheit

Helmut